Q-Grader Kurs

Mein Cuppinglöffel und ich...

Habt ihr schon mal was von Q-Gradern gehört?

Ich hab sie nur aus Geschichten gekannt, die Q-Grader die entscheiden wieviel Punkte ein Kaffee bekommt, die entscheiden ob ein Kaffee nun als Spezialität gennant werden darf, oder nicht.

In der Kaffeewelt sind Q-Grader irgendwie etwas mystisches, wie ein geheimer Bund Superhelden die Kaffees verkosten und bewerten. Sie agieren im Hintergrund und stehen Quasi zwischen Produzent und Röster. Als Barista hab ich nur von diesen Menschen gehört die sich so besondere Fähigkeiten antrainiert haben, selten einen getroffen und wenig darüber gewusst.

 

Den ersten Grader den ich kennengelernt hab war Benjamin Hohlman, der hat bei meinem Brewing Intermediate Kurs in der Schweiz etwas darüber erzählt, wie schwer die Prüfungen seien und das selbst er es beim ersten mal nicht geschafft hatte. (Ich hoffe ich hab das richtig im Kopf behalten...)

Auch andere Q-Grader die ich danach kennengelernt habe, haben mich immer wieder beeindruckt mit ihren Cuppingskills und mit der Zeit dachte ich: "Irgendwann... irgendwann stell ich mich dieser Herausforderung."

 

Das ganze kam dann schneller als Gedacht, aber irgendwie fühlte es sich auch nach Schicksal an... vor 3 Monaten bekam ich eine Email aus Italien, aus der MUMAC Zentrale, das im September ein Q-Grader Kurs in Mailand stattfindet.

Ich war ganz aus dem Häuschen und wollte sofort mitmachen...in der nächsten Minute dachte ich: "Das schaff ich doch eh nicht...". "besser ich bleib daheim, hab eh viel zu tun."

 

In den darauffolgenden Wochen war ich hin und hergerissen, wollte zwar, aber hab mich nicht getraut weil ich dachte ich wär noch nicht so weit.

Letztendlich hab ich mich entschieden es doch an zu gehen und es einfach zu versuchen.

 

Das Q-Grader Programm des Coffee Quality Institutes (CQI) ist die wohl weltweit renommierteste Kaffee-Sensorik-Ausbildung die es derzeit gibt. Q-Grader auf der ganzen Welt bewerten Kaffee auf der gleichen Grundlage. Die Verantwortung als Q-Grader ist groß, man bewertet Kaffee und stuft sie ein als Speciality (mehr als 80 Punkte) oder None Speciality .

 

Ein Speciality Coffee erzielt in der Regel einen höheren Preis, das ist der Anreiz für Produzenten die Qualität zu verbessern.

Als Röster dient die Punktzahl der Q-Grader als Anhaltspunkt um welche Qualität es sich handelt. Eine höhere Wertung hat in der Regel wenig bis keine Fehler, hat komplexe Säuren und ist sehr gut bis außergewöhnlich im Geschmack. 

 

Für mich war das anfangs schwierig, einerseits will man, dass die Produzenten mehr bekommen und mehr verdienen andererseits sollen Röster natürlich Speciality bekommen, wenn sie es zahlen.

Die Scores können natürlich auch Produzenten dabei helfen gewisse Prozesse zu optimieren, Fehler in der Aufbereitung oder Lagerung müssen von Q-Gradern im Cupping entdeckt und bewertet werden, das Feedback daraus kann den Bauern und Produzenten in Zukunft helfen die Fehler zu vermeiden.

 

"Be fair to the coffee" das hat Matt Swenson, unser Instructor, immer wieder gesagt.

 

Der Kurs dauerte 6 Tage, 3 Tage Übungen bzw. Kalibrierung und dann 3 Tage Tests. 

Insgesamt müssen 20 Test bestanden werden um die Q Lizenz für 3 Jahre zu erhalten. Von unserer Gruppe haben es 4 geschafft, damit lagen wir über dem Durchschnitt.

Die Tests inklusive kleiner Erklärung findet ihr ganz unten im Artikel.

 

Durchschnittlich schaffen 15-20% den Kurs nach diesen 6 Tagen... 

Eigentlich hab ich nicht damit gerechnet es zu schaffen, weil es mehr oder weniger normal ist das man einige Tests wiederholt, aber als ich nach Tag 1 und 2 alle Tests beim ersten Versuch bestanden hatte, begann ich zu hoffen das es mir eventuell doch gelingen könnte.

 

Umso ärgerlicher war dann mein Fehler beim Cupping am letzten Tag, die vorletzte Prüfung.... ich hatte die Defekte identifiziert, alles schien gut zu sein. Doch dann hab ich leider einen Kaffee außerhalb der Gruppe bewertet

2 Punkte außerhalb der erlaubten Reichweite, dann fliegst du... Thats it.

 

Nun hab ich 18 Monate Zeit diese eine Prüfung zu wiederholen, dazu muss ich mich einem anderem Kurs anschließen, ich suche gerade noch nach passenden Terminen in der Nähe. 

  

 

Soweit ich weiß, ist der Q-Grader Kurs, die schwierigste Sensorikausbildung in der Welt des Kaffees. In den 6 Tagen hab ich so viel gelernt wie schon lang nichtmehr, nicht nur über die Sensorik sondern auch über mich.

Man lernt Kaffees zu bewerten und über sich hinauszuwachsen, fair zum Kaffee zu sein und muss Entscheidungen beim Cupping treffen.

 

Entscheidungen die bis in den Ursprung, bis zum Farmer Auswirkungen haben.

 

Nachtrag: Hab es nun geschafft und bin nun für 3 Jahre ein Q-Grader. :)

Die Tests

General Coffee Knowledge

100 Fragen zum Thema Kaffee, hauptsächlich aber Cupping-Wissen. Teilweise sehr fragwürdige Formulierung der Aufgaben. (Multiple Choice, Englisch).

 

3 x Sensory Skills Test

Drei Tests müssen absolviert werden. Sie alle drehen sich um das Erkennen und Bewerten von salzig, sauer, süss in Lösungen.

  • 1 – 2: Identifizierung und bestimmen von je drei Lösungen
  • 3: Vermischte Proben, in denen z.B. Süsse der Intensität 2 mit Salz der Intensität 1 gepaart ist, müssen identifiziert werden. 

(Die Lösungen interagieren miteinander und heben bzw. senken in gewissen Kombinationen die Wahrnehmung, sehr schwer!)

 

4 x Cupping Skills Test

6 Kaffees folgender vier Gruppen werden müssen in je einem eigenen Kaffee korrekt bewertet werden.

  • Washed Milds (Zentralamerika)
  • Africans
  • Naturals
  • Asians

(6 Kaffees, 30 Tassen am Tisch, 60 Minuten Zeit. Meist war ein Kaffee doppelt, das machte das ganze noch schwieriger, denn diese Kaffees sollten natürlich gleich bewertet werden.)

 

4 x Triangulation Tests

  • Gleiche Gruppen wie beim Cupping, 4 Tests mit 6 Sets mit je 3 Tassen. Eine davon ist unterschiedlich.

(Besonders die Milds waren schwierig da diese oft nur kleine Unterschiede preisgaben.)

 

Olfactory Skills Test (4 Tests)

Die verschiedenen Aromen von le Nez du Cafe müssen identifiziert und eingeordnet werden.

 

Organic Acids Matching Pairs

Vier der in Kaffee vorkommenden Säuren müssen identifiziert werden: Essig-, Apfel-, Phosphor-, und Zitrussäure.

(8 Sets mit je 4 Tassen, finde die gleichen Tassen - benenne die Säure.... have fun....)

 

Arabica Green Coffee Grading

350 g Rohkaffee müssen sortiert und bewertet werden. Fehler müssen notiert, gezählt und bewertet und der Kaffee gegradet werden. (3 Kaffees, je 20 Minuten Zeit... )

 

Roasted Sample Identification

Aus fünf gebrühten Kaffees muss identifiziert werden, welcher Kaffee „unterentwickelt“, „überröstet“, „gebacken“ oder „SCAA Standart“ geröstet ist, ein doppelt auftretender Kaffee macht es zusätzlich schwieriger.

 

Arabica Roasted Coffee Grading

Röstdefekte müssen in einem 100 g Batch identifiziert werden.

(Finde den Quaker... das war relativ easy.)

 

 

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