Kaffee filtern... mit dem "Kruve" Sifter!

Keine Macht den Fines!

Und wieder gibt es ein neues "Must-have" Ding auf dem Kaffeemarkt, der Kruve Sifter.

 

Im Prinzip:  Ist das eine Schachtel mit 3 Kammern und 2 Sieben. 

Das besondere: Die Siebe sind austauschbar.

Der Nutzen: Durch die verschiednen Siebgrößen können Kaffeepartikel nach Größe sortiert werden.

Der Effekt: Gleich große Kaffeepartikel extrahieren gleichmäßiger, irgendwie ja auch logisch.

 

Derzeit löst dieses Ding einen riesigen Hype auf gängigen Socialmedia Kanälen aus.

Alle testen es und posten coole Bilder dazu... doch... was kommt dabei raus?

 

Die Verpackung ist toll und fühlt sich sehr wertig an. Auch das Produkt an sich ist gut verarbeitet, der Deckel ist us sehr schönem Bambusholz gemacht.

Ich hab die Version mit 12 Sieben gekauft hier habe ich die Auswahl zwischen 200 und 1100 mikron, sehr fein bis sehr grob.

 

Laut Anleitung soll man zuerst mal die Mühle einstellen, bedeutet: 10g gemahlenen Kaffee in den Sifter mit 400er und 800er Sieben, für 30-60 Sekunden schütteln.

 

Gemacht, getan. Das Ergebnis hat mich etwas erschüttert.

Der Mahlgrad meiner EK43 mit dem ich normalerweise hervorragende Filter zubereite hat gezeigt das ich laut Kruve viel zu grob sei.

Also ein Großteil meiner Kaffeepartikel waren in der Kammer mit den 800 mikron geblieben, ca. 2 Gramm in dem Bereich 400-800 und ein paar weniger Fines in den unter 400.

Nun gut, dann gehe ich mal feiner und kleinere Partikel zu erzeugen damit mehr in dem 400-800er Bereich landen. 

Ich fand es zwar unlogisch weil ja mein Mahlgrad für mein V60 Rezept immer gepasst hat aber ich wollte die Empfohlenen Angaben testen.

 

Nach einigen Tests hab ich einen Mahlgrad gefunden wo die meisten der Partikel im vorgegeben Bereich für Pour Over waren, der Kenianer den ich dann mit diesen perfekt gleich großen Partikel gemach habe war sowas von überextrahiert.... 8 Minuten Extraktion.

Aber das wusste ich vorher schon. Das Mahlgut war einfach zu fein. Kurz hab ich an meiner EK gezweifelt, aber nach weiteren Tests mit 2 Commandante Mühlen kam ich immer auf das selbe Ergebnis. 

Die Empfohlen Angaben von Kruve sind meiner Meinung nach nicht richtig. Da muss ein Fehler unterlaufen sein, so fein kann man für Pourover nicht mahlen bzw. sieben.

 

Das wirklich bedenkliche ist aber das man relativ viel Kaffee vermahlen muss um die gewünschte Rezeptur von zB 18g in eine Partikelgröße von 400-800 zu bringen. Bei meiner Mahlkönig waren es dann mal 28g die ich gebraucht habe.

Ein weiteres sehr bedenkliches Problem ist für mich das 30-60 Sekunden lange aussieben. Täglich erkläre ich bei meinen Schulungen das es wichtig ist immer möglichst frisch zu mahlen, damit der Kaffee nicht ausrauchen kann, möglichst schnell verarbeiten. 

 

Die Verwendung des Sifters ist in Hinblick auf frische etwas fragwürdig. Denn ich schüttle und rüttle 1 Minute lang das Kaffeepulver hin und her und beschleunige so die Oxidation

Nun stellte sich mir die Frage: Weg mit den Fines dafür aber etwas Aroma verlieren wegen der Oxidation? Oder die Fines behalten und dafür frischer sein? Was bringt mehr?

 

Im Test zu dieser Frage verwendete ich 2 x V60 Plastik, Acaia Waagen, 93°C Wasser und 18g Kenia washed als Filter.

Einmal frisch von der EK43 und einmal das Mahlgut ohne Fines, also alles unter 400 Mikron wurde entfernt.

Ich hab mich wirklich bemüht möglichst gleich zu Brühen und hab es auch gut geschafft. 18g - 300 ml - 2'45 min.

 

Der TDS ergab das erwartete Ergebnis, der Kaffee mit den Fines hatte einen höheren TDS in meinem Test 1,41 nach abkühlen.

Für den Kaffee mit dem Kruve ergab der TDS 1,28 nach abkühlen.

Also hier schonmal ein Unterschied erkennbar. Aber geschmacklich war das schon eine andere Welt.

 

Ich lies insgesamt 10 Leute kosten ohne ihnen zu erklären nach was sie suchen sollen, alles erfahrene Kaffeeverkoster.

9 von 10 hat der Kaffee ohne Fines, vom Kruve Sifter, besser geschmeckt.

Und in der Tat war er süßer, runder und fruchtiger.

 

Mit Fines war der Kaffee etwas herber, ich will nicht sagen Bitterer weil das bei diesem Kaffee schwer zutrifft, aber er hatte etwas mehr Körper und war alleinstehend wirklich gut aber im direkten Vergleich hatte er keine Chance.

 

Die große Frage bei Fines ist immer: Ab wann ist es zu fein?! Wie groß ist ein "Fein" wirklich?

 

Nach einigen Versuchen hab ich mich dann für eine Filtergröße von 600-900 entschieden. Für mich sind die Fines unter 600 zu fein, aber ich denke da werden noch mehr Leute ihren Senf dazu geben und vielleicht andere Erkenntnisse daraus ziehen.

In der MUMAC Akademie werden wir noch weiter testen und wenn wir auf was neues draufkommen lasse ich es euch wissen.

Ich bin gespannt was sich hier noch tun wird und freue mich auf viele andere Meinungen zu dem Thema!

 

Abschließend kann ich den Kruve Sifter zum aussieben von Feinstpartikel, sehr empfehlen!

 

Viel Spaß beim aussieben.

 

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